* 1932 in New Jersey, USA; verschwunden seit 1958
Amerikanische Künstlerin
Bekannt für: Textbasierte Werke zwischen Poesie, Philosophie und visueller Kunst
Historischer Kontext: Experimentelle Poesie, Konzeptkunst (Vorläuferin)
Ausgestellte Werke
GOD, 1955. UG | A | "Rhea Sue Sanders ist eine geheimnisumwitterte Figur in der Kunstgeschichte. Bis heute ist nur wenig über sie bekannt. Sie wurde in eine reiche amerikanische Diplomaten-Familie geboren, die oft den Wohnort wechselte. Im zarten Alter von 16 Jahren kam Rhea Sue mit der französischen Avantgarde-Szene in Kontakt und wurde bald die Muse (und Liebhaberin) mehrerer führender Künstler - darunter Marcel Duchamp, Jean-Paul Sartre, Boris Vian, Isidore Isou (dessen pornografisches Skandalbuch Isou ou la mécanique des femme soll von dieser Affäre inspiriert sein soll). Von ihren Liebhabern ermutigt, begann Rhea Sue Mitte der 50er Jahre ihre eigenen Kunstwerke zu kreieren, die auf innovative Weise visuelle Kunst, Philosophie und Poesie kombinierten. Die künstlerische Ausführung ist extrem simpel und minimalistisch gehalten: Maschinengeschriebener Text auf Papier. Umso mehr rückt das Inhaltliche ins Zentrum: die Ideen und Vorstellungen, die beim Lesen der Texte aktiviert werden. Rhea Sue Sanders bezeichnete ihre Textwerke als „pièces de complices“ (Komplizenstücke): Dabei bezieht sich der Titel wahrscheinlich weniger auf die Rolle ihrer Liebhaber, als auf den Betrachter als Komplize. Denn die Kunst wird erst in seiner Vorstellungskraft realisiert. Damit nahm sie früh eine zentrale Forderung der Konzeptkunst vorweg. Obwohl Rhea Sue Sanders nie an einer Solo- oder Gruppen-Ausstellung teilnahm und ihre Arbeiten ausschliesslich in Avantgarde-Kreisen zirkulierten, hat sie mit ihren Arbeiten wichtige Impulse für spätere künstlerische Bewegungen und Innovationen gegeben, (z.B. für die Werke von Joseph Kosuth, Art & Language, Yoko Ono). Ende der 50er Jahren verschwand sie völlig von der Bildfläche. Die einen behaupteten, sie sei Edelprosituierte in einem Instambuler Bordell geworden, anderen glaubten zu wissen, sie sei von einem verschmähten Liebhaber entführt oder sogar getötet worden. Seitdem ist nichts über ihren Verbleib bekannt." (Des mythes et des réalitées de l'avant-garde française. Dissertation von Bénédicte Demelas, Presses universitaires de Rennes, 1988. Aus dem Französischen übersetzt) | |
ETERNAL LOVE, 1957 UG | A | ||
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