*1928 in Nizza, † 1962 in Paris
Französischer Künstler
Bekannt für: Monochrome Malerei mit Ultramarin ("International Klein Blue"), Anthropometrie Malerei/Performance; Mitgegründer und führender Vertreter der Nouveau Réalimsme
Kunsthistorischer Kontext: Nachkriegs-Avantgarde, Nouveau Réalime, Performance Art, Minimal Art, Pop Art
Yves Klein gilt als einer der einflussreichsten und umstrittensten Avantgarde-Künster des 20. Jahrhunders. Er ist nicht nur berühmt für seine in Ultramarinblau gemalten monochromen Gemälde oder die Performances mit nackten Frauen, die die Leinwand mit ihrem Körpern bemalten. Sondern er gilt auch als grosser Prophet und Pate der Leere und Immaterialität in der Kunst: Er ist der erste, der den leeren unveränderten Ausstellungsraum zum Kunstwerk erhob. In seinen theoretischen und künstlerischen Arbeiten erkundet er seit den 1950er Jahren die Möglichkeiten einer vollständigen Dematerialisierung der Kunst: Er entwickelt dabei eine eigene Ästhetik des Immateriellen und arbeitet u.a. an Architekturprojekten aus Luft.
Ausgestellte Werke
Symphonie Monoton Silence, 1949. EG | A | Orchesterstück für zwanzig Stimmen und 32 Instrumente. Das Stück besteht aus einem einzigen, 20 Minuten lang dauernden Klang und einer darauf folgenden, mindestens 20 minütigen »absoluten« Stille besteht. Yves Klein führt die Symphonie Monoton Silence 1960 im Rahmen der Performance Anthropométrie de l'Époque bleu in der Galerie internationale d'art contemporain in Paris auf. (Historische Tonaufnahme / Filmmaterial) | |
Surfaces et blocs de sensibilité picturale – Intentions picturales, 1957. 1. OG | A | Im Rahmen der Ausstellung in der Colette Allendy Galerie 1957 präsentiert Yves Klein seine ersten immateriellen Werke. Sie markieren den Beginn einer Entwicklung, die der Künstler selbst als "pneumatischen Periode" bezeichnet. (Historisches Filmmaterial) | |
Tentative des Vides dans le tableau figuratif de 1955 [monochrome en 49]. Ça ne vaut rien!, 1957 EG | B | Versuch von Leere/Nichts in einem figurativen Gemälde von 1955 [Monochrome in 49]. Es ist nichts wert! | |
Architecture de l'air, 1957-1962. 1. OG | B | Mit der Architecture de l'air (Luft-Architektur, 1957-1962) entwickelte Yves Klein in Zusammenarbeit mit dem Architekten Werner Ruhnau (*1922 in Königsberg, Deutschland) das utopische Projekt einer immateriellen Architektur, deren Baustoffe aus elementaren Kräften wie Luft, Feuer und Wasser besteht. Ein Luftdach sollte die Stadt der Zukunft überspannen und Schutz vor Sonne und Regen bieten. Mittels Pressluft sollten durchsichtige Wände, Dächer und sogar Möbel entstehen, während Einrichtungen wie Küchen, Bäder und Lagerräume in Tiefgeschossen untergebracht werden sollten. Mit dieser Vision wollte Yves Klein die Welt vom Materiellen befreien. In vielen Aufsätzen und Experimenten betrieb Klein ambitionierte Untersuchungen, wie Luft und andere natürliche Kräfte als revolutionäre neue Baumaterialien eingesetzt werden können. (Historisches Filmmaterial) | |
La spécialisation de la sensibilité à l’état matière première en sensibilité picturale stabilisée, 1958. 1. OG | A | Die Spezialisierung der Wahrnehmung im rohmateriellen Zustand piktorialer Wahrnehmung. Ausstellung in der Galerie Iris Clert, 28. April - 12. Mai 1958. Die Arbeit ist später bekannt geworden unter dem Namen La Vide (Die Leere) und fand 1958 in der Galerie Iris Clert in Paris statt. Die Ausstellung war ein spektakulärer Erfolg: über 3000 Gäste kamen allein an die Eröffnung. In der berühmten Ausstellung von 1958 war nichts zu sehen: Bis auf eine leere Vitrine wurde die Galerie vollständig leer geräumt und die Wände weiss gestrichen, um die Spuren der früheren Ausstellungen verschwinden zu lassen. Yves Kein wollte eine "Ambiente kreieren, ein genuin piktoriales Klima, das darum unsichtbar ist." Von dieser Entmaterialiliserung der Malerei erhoffte sich Yves Klein, dass sie sogar noch stärker auf den Betrachter wirke als jedes physische Gemälde. Obwohl diese Ausstellung als erste Ausstellung von Leere in die Geschichte einging, ging es Yves Klein nicht um die Leere oder das Nichts als solches. Vielmehr versucht er die Malerei von ihrer Knechtschaft an eine (sichtbare) Materialität zu befreien – mit der Ausstellung wollte "zeigen", dass für die Wirkung auf den Betrachter die Präsenz physischer Gemälde nicht nötig war, sondern dass die "Aura" des Künstlers genügte. Die Erwartungen des Publikums wurden im Vorfeld der Ausstellung gezielt in eine andere Richtung gelenkt: Die Briefmarke auf der Einladungskarte war ultramarinblau, die Schaufenster der Galerie waren blau übermalt, im Foyer, in dem ein blaues Sofa stand, wurden bei der Eröffnung blaue Cocktails gereicht, und eine blaue Hängewand trennte schliesslich den leeren Ausstellungsraum vom Foyer ab. Die Ausstellungsbesucher wurden also zuerst nochmals mit einer Extra-Schicht Yves-Klein-Blau imprägniert, bevor sie sich auf die Leere einlassen durften. Dort sollten die farb-sensiblisierten Besucher nicht das Nichts erfahren, sondern das immaterialisierte reine Blau. (Notizen von Yves Klein zum Eröffnungsabend) | |
Zones de sensibilité picturale immatérielle, 1959. 1. OG | A | Zonen immaterieller piktorialer Wahrnehmung Im Sommer 1959 weitete Yves Klein seine Beschäftigung mit der Leere auch auf den Handel mit dem Immateriellen aus: Er verkaufte "Zonen immaterieller malerischer Sensibilität" im Tausch gegen 20, 40, 60, 80 oder 160 Gramm Feingold. Für den Verkauf stellt er dem Käufer ein Zertifikat aus, das ihm den Besitz der entsprechenden immateriellen, malerischen Sensibilitätszone bescheinigte. Nur derjenige Käufer, der das Zertifikat verbrannte, gelangte allerdings in den vollen Besitz der "malerischer Sensibilität", wofür der Künstler sich im Gegenzug dazu verpflichtete, die Hälfte der erhaltenen Goldbarren vor Zeugen in einen Fluss zu werfen. Zwischen 1959 und 1962 verkaufte Yves Klein acht Zonen, wobei mindestens drei Mal das Ritual durchgeführt wurde. Im selben Jahr nahm Yves Klein immateriell zur Gruppenausstellung "Vision in Motion – Motion in Vision" im Hessenhuis in Antwerpen teil, wo er den Platz, der für sein Werk reserviert war, als solchen zum Kunstwerk zu deklarierte und leer liess. Er bediente sich dabei eines Zitats aus Gaston Bachelards Text »Poetik des Raumes« von 1957: »Zuerst gibt es ein Nichts, dann ein tiefes Nichts, und schließlich eine blaue Tiefe.« | |
Dimanche. Le Journal d'un seul jour, 1960. 1. OG | A | Die vierseitige Zeitung erschien am Sonntag 27. November 1960 und wurde an jenem Tag an verschiedenen Ständen in Paris verkauft. Sie enthielt Texte und Statements von Yves Klein rund um die Kunst und die Leere, darunter auch das Theatre du vide. Auf der Frontseite wurde zum erste Mal die Fotomontage "Sprung in die Leere" abgedruckt, mit der Yves Klein berühmt wurde. (Historisches Filmmaterial) | |
The Void Room, 1961. 1. OG | A | Die Ausstellung im Haus Lange in Krefeld 1961 war die einzige Retrospektive-Ausstellung von Yves Klein zu Lebzeiten. Im Zentrum der Ausstellung präsentierte Yves Klein einen leeren Raum, den er weiss gestrichen hatte. | |
Salon Comparaisons-Ausstellung, 1962. 1. OG | A | Nur ein paar Monate vor seinem Tod 1962 wurde Yves Klein eingeladen, sich am "Salon Comparaisons" im Musée d’Art moderne de la Ville de Paris zu beteiligen: Als künstlerischer Beitrag liess er alle Gemälde von den Wänden eines der Museumräume entfernen und stellte ihn leer aus. | |
Links Yveskleinarchives.org | Galerie Gmurzynska | Gagosian Gallery | Weitere Informationen 1 | 2 | 3 | 4
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