* 1978 in Łodz, Polen. Lebt und arbeitet in Warschau
Polnische Künstlerin
Agnieszka Kurant interessiert sich für die Auswirkungen von immateriellen, imaginären und fiktiven Phänomenen (z.B. Gerüchte, Mythen, vergessene Ideen, Fiktionen, Phantomkunstwerke) auf die reale Welt.
Ausgestellte Werke
103.1 (title variable), 2012. 2nd | A | Antenne (260 x 15 x 15 cm), 1 WAT-Sender (117 x 60 x 60 cm), Mischpult, Lautsprecher, Lautsprecher, Tonbandgerät, Radio (104 x 48,5 x 17 cm), Sockel. Edition: 3 Exemplare, 2 davon signiert. Das Werk besteht aus einer Ansammlung von Sprechpausen aus bedeutenden Reden von Politikern, Wirtschaftsführern und Intellektuellen seit Beginn von Sprachaufzeichnungen bis heute. Die Arbeit ist inspiert von der Kurzgeschichte Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (1955) von Heinrich Böll, die sich um den Redaktor einer Rundfunkanstalt dreht, der eine Aufnahme von Sprechpausen macht. | |
Map of Phantom Islands, 2011. 2nd | A | Thermochromer Druck auf Papier, 100 x 70 cm. Karte von Phantom-Inseln ist eine Weltkarte: darauf sind nur fiktive Inseln eingezeichnet, alle anderen Kontinente und Länder wurden entfernt, so dass eine Karte aus imaginären Gebieten entstand, auf der sich koloniale Einflüsse und Machtverhältnisse ablesen lassen. Die Karte zeigt sämtlich Phantominseln, die im Laufe der Geschichte tatsächlich auf Weltkarten eingezeichnet wurden – als Ergebnisse von Kartographie-Fehlern, falschen Vorstellungen über die Welt, Gerüchten, Mythen und Legenden, oder wie sie als Fata Morganas und Trugbilder an verschiedenen Orten der ganzen Welt beobacht wurden . Einige Phantominseln gehen dabei auch auf vorsätzliche Manipulationen der Forscher zurück, die ihre Regierungen davon zu überzeugen versuchten, Geld für die Eroberung neuer Ländereien zu erhalten, indem sie inexistenten Gebiete erfanden und auf ihren Karten einzeichneten, die später über Jahrhunderte hinweg auf anderen Karten auftauchten. Alle diese Inseln tauchten irgendwann einmal oder mehrmals auf einer Weltkarte auf und verschwanden mit der Zeit und der Entwicklung von Wissen und Kartographie wieder von den Karten – einige erst 1943, und andere tauchen gelegentlich wieder auf. Bermeja, z.B, ist eine winzige Phantominsel, die von den USA manipulierte Versionen von Google Earth noch immer als potenzielle Quelle für Konflikte mit Mexiko eingezeichnet wird, da die Insel über Ölressourcen verfügen soll. | |
Phantom Library, 2011-2012. 2nd | A | Geprägte Leinwände, Siebdruck auf Papier und Karton, Thermofarbe auf Papier, Blattgold, Blattsilber, Offsetdruck auf Papier, 30 x 495 x 20 cm, Edition 3 Exemplare, 2 davon signiert. Das Phantom-Bibliothek besteht aus lauter imaginären Büchern, die in Romanen von Autoren wie Philip K. Dick, Roberto Bolaño und Jorge Luis Borges zur Sprache kommen. Einige werden nur am Rande erwähnt, andere näher konkretisiert. Kurant verwandelt diese Gespenster des literarischen Kanons in echte, physische Bücher, von denen jedes eine ISBN-Nummer und Barcode besitzt aber wenn man sie durchblättert, enthalten sie nichts – nur leere Seiten. Jedes Buch enthält auf dem Buchrücken einen Klappentext als (vermeintlicher) Lese-Kaufanreiz. Die Bücher sind mit einem Massendrucker hergestellt und damit nicht so sehr als kostbare Skulptur, sondern als marktfähige Massenware markiert. Für eine zweite Phase des Projekts hat Kurant echte Autoren gebeten, die imaginären Bücher tatsächlich zu schreiben. «Ich interessiere mich für die Vorstellung, Werke als lebende Organismen zu denken mit einer gewissen Handlungsfähigkeit und Autonomie. Nach ihrer Schaffung kommt es zu einer Art Transformation und (Selbst-)Befreiung – die Autoren verlieren die Kontrolle über das Werk». Obwohl es vielleicht noch Jahre gehen wird, bis sie vollendet werden können, sollen die imaginären Bücher irgendwann in realen Buchhandlungen neben allen den herkömmlichen, nicht-imaginären Romanen verkauft werden und so rückwirkend den Ideen von Borges und den anderen Autoren die Buchform (zurück)geben, die sie zu diesen Ideen inspiriert hat. | |
Future Anterior, 2008. 2nd | A
| Thermochrome Farbe, Siebdruck auf Zeitungspapier, 8 gerahmte Blätter 57 x 37,5 cm (pro Bild) 73,3 x 37,5 cm (pro Rahmen) Edition: 3 Exemplare, 2 davon signiert. Eine Version der New York Times aus dem Jahr 2020. Ein professioneller Hellseher, der regelmässig mit Interpol, der Polizei und den Regierungen zusammenarbeitet und als zuverlässige Informationsquelle für Unternehmer und Politiker gilt, wurde gebeten, eine Prognose zu erstellen, was um 2020 passieren wird. Die Prognosen wurden später zu einer Ausgabe der New York Times verarbeitet mit Beiträgen von mehreren NYT Journalisten und Ghostwritern. Die Zeitung verfügt über alle Kennzeichen der NYT vom Strichcode bis zu den Anzeigen, die von existierenden Unternehmen gekauft wurden. Es wurde jedoch mit einer thermochromen verschwindenden Tinte gedruckt. Wenn die Temperatur über 18 Grad steigt, verschwindet die Tinte vollständig, und sie wird wieder schwarz, wenn die Temperatur abkühlt. Je nach Wetterbedingugen und Raumtemperatur (oder auch aufgrund der Wärme der Hand, die das Papier berührt), erscheint oder verschwindet die Zeitung. | |
2nd | A |
| HD Digital Film, Dauer: 23 Minuten 40 Sekunden. In Zusammenarbeit mit dem renommierten Cutter Walter Murch, der bei Apocalypse Now und Der Pate mitgewirkt hat, erstellte Kurant einen Kurzfilm mit Figuren, die zwar in Kinofilmen mitspielten, aber im fertigen Film nicht auftauchten, weil ihre Auftritte im Schnittstudio vollständig aus den Filmen entfernt wurden. Die Stars des Kurzfilms sind Charlotte Rampling, Abe Vigoda und Dick Miller, die einst aus Vanishing Point, The Conversation und Pulp Fiction geschnitten wurden. Der Film gab zum Beispiel auch dem heute 92-jährigen Abe Vigoda die Möglichkeit, seine Rolle in Francis Ford Coppolas Film von 1974 wiederzubeleben. |
Links
Tanya Bonakdar Gallery | Galeria Fortes Vilaça | Weitere Informationen 1 | 2 | 3
Credits
Sämtliche Reproduktionen mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin © Agnieszka Kurant;
Phantom Library: Courtesy of the artist, Tanya Bonakdar Gallery, New York and Galeria Fortes Vilaca, Sao Paulo. Initially co-produced by Bec Zmiana Foundation, Photos: Eduardo Ortega, Jean Vong.
Cutaways: Courtesy the artist and Anna Lena Films, Tanya Bonakdar Gallery, New York and Galeria Fortes Vilaca, Sao Paulo.